Wir haben uns schon gewundert, dass alles so mega trocken aussieht, wo doch in Tasmanien angeblich alles so grün sein soll!? |
Unser Strand beim Free Campingplatz - da ließ es sich schon aushalten... |
Unser schönes Wohnmobil - mal schauen, was aus dem guten Gefährt wird. Noch steht es am Evakuierungszentrum ... |
Wir haben dann noch ein bisschen am Strand rumgegammelt um dann in unserer Küche ein paar Burger zuzubereiten. Als wir am nächsten Morgen aufgestanden sind, hatten wir schon im Gefühl, dass das unter Umständen ein ziemlich heißer Tag werden könnte. Wir sind dann erstmal nach Swansea rein, um Wasser zu entsorgen und nachzuladen, und noch ein paar Buchungen für die restlichen Tage auf Tassie zu erledigen. Mit dem Internet ist hier aber echt nicht so einfach, da sind die echt noch ein bisschen hinterm Mond. Im Besucherzentrum wurden wir aber fündig. Bei der Abwasserablasstelle haben wir ein älteres australisches Pärchen getroffen die meinten, dass wir für Wineglass Bay schon zu spät dran wären, wir sind dann aber trotzdem mal zur Info gefahren. Der nette Herr dort meinte aber auch, wir sollten erst ein paar kürzere Walks machen und dann nachmittags zum Wineglass eiern. Das hatte sich dann aber auch erledigt, weil unsere Kreditkarte wieder mal nicht so wollte wie wir, und wir den Eintritt in den Nationalpark nicht zahlen konnten. Nach ein paar witzigen Sprüchen über Deutsche und mitleidigen Blicken der immer länger werdenden Schlange hinter uns, haben wir uns dann entschieden, einfach ein bisschen unten am Strand rumzulaufen. Da waren auch ein paar Shops, und ein ATM, an dem wir auch tatsächlich Geld bekommen haben, das soll mal jemand verstehen. Da es mittlerweile sauheiß geworden war, und daher die Walking Tracks wohl auch am nächsten Tag geschlossen sein würden, haben wir uns entschlossen, Wineglass Bay auf ein paar Tage später zu verschieben und sind zum Nine Mile Beach gefahren. Obwohl der ja nun doch ziemlich lang ist, war der gar nicht so einfach zu finden.
9 mile beach. |
Am nächsten Tag, auf unserem Weg nach Port Arthur, haben wir nämlich bereits einige dicke Rauchwolken gesehen, die uns aber noch keine großen Sorgen bereitet haben, was wissen wir Deutschen schon von Waldbränden, wir sind doch froh, wenns mal zwei Tage hintereinander über 20 Grad ist. Waldbrand, das kennt der Deutsche doch praktisch gar nicht. (Wer das abgewandelte Zitat erkannt hat, darf sich jetzt die Superstau – Fanclub - Nadel in Bronze anheften) Auch hier gilt, hätten wir gewusst, was noch kommt, wären wir vermutlich umgekehrt. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Als wir an unserem Campingplatz angekommen sind, war schon ein Schild aufgehängt, dass die Straßen zurück nach Hobart gesperrt sind, aufgrund von Bränden. Da die meisten vermutlich nicht die Tasmanien – Karte direkt vor Augen haben, Port Arthur liegt auf der tasmanischen Halbinsel ganz im Süden, d.h. wenn die eine Straße dicht ist, gibt es auch kein Zurück mehr.
Ja gut, so hat das Elend angefangen. |
Dazu kam, dass mittlerweile auch der Strom ausgefallen war, und es nur noch ein funktionierendes Telefon gab, von dem aus wir die Wohnmobilverleih – Firma anrufen konnten, um zu sagen, dass wir es wohl am nächsten Tag nicht zur vereinbarten Rückgabe schaffen würden. Das ging aber leider nur über eine 24 – Stunden Hotline, so dass wir hoffen mussten, dass die das auch an die Außenstelle in Hobart weitergeben würden. Da man erstmal nichts tun konnten, haben wir uns kurz die „historischen“ Gebäude angeschaut, und dann mit unseren neu erworbenem Würfelset eine Runde Kniffel gespielt. Irgendwoher wurde auch immer wieder Essen angekarrt, der Grill (Gas versteht sich) lief eigentlich die ganze Zeit. Überhaupt muss man den Hut vor den Leuten ziehen, die haben die Situation wirklich großartig gemeistert und auf jede Frage, auch wenn die sie zum 20sten mal gehört haben, geduldig geantwortet. Das ist gerade auch deswegen ziemlich beeindruckend, weil es in Tasmanien das letzte Mal einen Brand diesen Ausmaßes 1897 gegeben hat, das war übrigens ironischerweise genau der, der Port Arthur zum Teil zerstört hat. So viel dann auch dazu, dass wir hier angeblich sicher wären. Zumindest waren wir aber direkt am Wasser, was bei Feuer ja erstmal nicht verkehrt ist. Wir hatten uns mittlerweile auch ein bisschen mit unseren Nachbarn, Peter und Wynne, angefreundet, und so ging der Tag recht schnell rum. Über den Tag verteilt gab es auch immer wieder Updates bzgl. der Situation, aber auch kurz bevor wir ins Bett sind, hieß es nur, dass die Straßen unter Umständen am nächsten Tag geöffnet werden würden, aber sicher könnte man da nie sein.
Das war ein Teil der Schlange, um das einzige Telefon nutzen zu können was noch ging bzw. ging das auch nur ein paar Stunden, weil alle Masten (Strom, Telefon etc.) abgebrannt sind. |
Viel Neuigkeiten gab es indes nicht, man hatte allerdings jetzt zwei Möglichkeiten: in Port Arthur bleiben oder mit Bus und Fähre zurück nach Hobart gebracht zu werden. Da wir ja irgendwie das Wohnmobil zurück bringen mussten und wir noch nicht wie andere, eine finale Ansage der Mietfirma hatten, dass wir das Fahrzeug stehen lassen könnten, haben wir uns, in Absprache mit Peter, dazu entschlossen, zu bleiben. Im Laufe des Tages wurden aber irgendwie alle, inklusive der Angestellten, deutlich nervöser, als am Tag davor und auch Peter, der davor noch die Ruhe selbst war, wollte jetzt raus. Also haben wir uns dann (vorläufig) doch entschlossen, die Fähre zu nehmen, und alles weitere in Hobart zu klären. Wir hatten ja glücklicherweise eine bestehende Buchung im Hostel.
Um 16.00 Uhr sind wir dann also mit all unserem Gepäck in den Bus gestiegen, der uns nach Nubeena gebracht hat. Da standen schon mehrere hundert Leute, die auf die Fähre wollten, und wir mussten uns wieder entscheiden, ob wir uns einreihen wollen, mit der Gefahr, hier nächtigen zu müssen, oder zurück nach Port Arthur zu fahren, ohne zu wissen, wann die Straßen wieder geöffnet werden würden. Eigentlich waren wir schon so weit, zurückzufahren, als uns ein netter Wachtmeister vorgerechnet hat, dass wir auf jeden Fall bald auf eine der Fähren kommen würden. Vermutlich war hier der Wunsch Vater des Gedanken, oder der Herr Polizist war im Zahlenraum bis 300 auch nicht ganz so fit. Das wussten wir da aber noch nicht, also stellten wir uns artig an. Die ersten zwei Stunden machte es auch noch Spaß, sich ein bisschen die lokale Bevölkerung anzuschauen, da hat man schon recht klar gemerkt, dass es hier richtig auffem Land ist, da geht’s halt ein bisschen kerniger und derber zu, Zitat eines sympathischen jungen Herrn mit der tasmanischen Flagge auf den Hals tätowiert: „Warum dürfen denn die ganzen Fot… zuerst aufs Boot, und diese ganzen Chinesen auch?“. Der Kollege war auch mit seiner Mutter unterwegs, und da Familien mit kleinen Kindern, Ältere und kranke Menschen bevorzugt wurden, versuchte die es erst einmal mit Asthma. Auf Nachfrage eines Polizeibeamten: „Also, Sie haben Asthma?“ kam ein „Na ja, also nicht richtig Asthma, aber manchmal atme ich schwer“. Hat irgendwie nicht geklappt, dann hat sie aber aufgeschnappt, dass ein Mann an der Reihe vorbei konnte, weil er Bluthochdruck hat, das motivierte sie dazu zu rufen: „Bluthochdruck… das hab ich doch auch“. Später, nachdem sie sich bereits mit Hilfe ihres „Eigentlich darf ich Tasmanien nicht verlassen, sonst werde ich verhaftet“ – Sohns knappe 20 Meter vorgedrängelt hatte, bot sie dem Polizisten noch an, doch ihren Doktor anzurufen, der würde ihre, wie auch immer geartete, Krankheit bestätigen. Wurde auch dankend abgelehnt, aber durch äußerst aktives Anstellen hat es die Brut dann tatsächlich auf die erste Fähre geschafft.
Für uns hatte sich mittlerweile abgezeichnet, dass es noch ein langer Tag werden würde, da sich bei jeder Fähren – Ankunft eine zweite Schlange mit Familien mit Kindern bildete, was zu verschiedenen Vermutungen führte: „Ist da oben irgendwo ein Spielplatz?“, „gibt es da oben ein Rent – a – Kid?“ Die Tochter einer Familie bot irgendwann großzügig an, sich fürs Team das Bein brechen zu lassen. Wir hatten mittlerweile eine Australierin und einen in Australien lebenden Engländer kennengelernt, die ziemlich witzig drauf waren, und so vergingen die 6 Stunden, bis wir endlich auf die Fähre durften, wie im Fluge. Kurz vorher wurde aber noch einmal ein Bus aus Port Arthur angekarrt, der dann Priorität beim Boarden der Fähre hatte. Kurz nochmal zur Erinnerung, wir hätten also einfach bei Burgern und Muffins in Port Arthur bleiben können, und dann schön an der Schlange vorbeispazieren. Warum das genau so gehandhabt wurde, konnte uns auch keiner erklären. Aber am Ende des Tages muss man auch sagen, dass wir 2 Tage unserer Ferien in den Sand gesetzt haben, und Familien hier ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, da saßen Familien, die hatten nicht mehr dabei, als dass, was sie am Leib trugen, eine kleine Tasche und zwei Hunde. Also werden wir uns sicher nicht über Gebühr beschweren.
Hier haben wir diverse Stunden darauf gewartet auf die Fähre zu kommen, aber wenn man nicht unter 12, über 70 und einigermaßen gesund ist, hat man sich erstmal hinten anzustellen. |
Nach einem schönen Sonnenuntergang haben wir es dann doch auf die vorletzte Fähre um halb elf abends geschafft und sind dann gut in Hobart angekommen. Trotzdem Bushfire - nein danke. Brauchen wir nicht noch mal |
Backo
Edit: Heute haben wir uns mal eine Zeitung gekauft, und das ist dann doch schon ganz schön krass, wenn man da drin Leute sieht, die mit einem selber in der Schlange zur Fähre standen und ihr gerade gekauftes Haus verloren haben.
Edit 2: Kleine Verbesserung: Die Tätowation des jungen Herrn war nicht die tasmanische Flagge, sondern die der Aborigines, sah gar nicht wie einer aus, der kleine Vollasi.
Junge, junge, so aufregend muss es nun auch wieder nicht werden.
AntwortenLöschenWeiterhin viel Spass mit wenigeren,spektakulären
Erlebnissen! lg mum
Euer Buschbrand hat es sogar bis hier in die Nachrichten geschafft. Ich musste sofort an Euch denken und habe gehofft, es hätte Euch nicht getroffen. Wenn man es positiv betrachtet, so eine Geschichte hat nicht jeder in seinem Reisebericht zu bieten. So steht euer Camper noch immer dort und fackelt womöglich ab?
AntwortenLöschenAlter Falter, das hoert sich ja mal ziemlich krass an. Gut, dass ihr da heil rausgekommen seid!!
AntwortenLöschenKleiner Tip zum Zeitvertreib in Australien - wie waer's denn mit nem Besuch zum Cricket. Jawoll, 5 Tage und dann gibt's nur ein Unentschieden!! ;-)
Kalle
Ihr hättet die Plätze auf der Fähre in einem 2-tägigen Kniffelmarathon auskniffen sollen. Dann hätten wir ja gesehen, was der tasmanische äh Aborigini-Vollasi auf dem Kasten hat.
AntwortenLöschenMatze