05 April 2013

Little Corn Island I Nicaragua.

Um 2.30 Uhr klingelte für uns der Wecker, wir mussten uns ja noch von Bronco nach Managua fahren lassen, wo uns der Flieger auf die Corn Islands bringen sollte. Die liegen etwa 70km von Bluefield an der Ostküste in der Karibik. Beim Einchecken wurde nicht nur unser Gepäck sondern auch wir gewogen, was uns in unserem müden Kopf erst einmal nicht beschäftigt hat. Auch die lustigen Boardkarten haben wir einfach unreflektiert entgegengenommen.

Bei dem professionellen Boarding Pass hätte man vielleicht schon erahnen können, was da auf einen zu kommt.

Zuerst durften dann die Reihen 1 – 12, so dachten wir, einsteigen. Ok, schlau, es sollte ja nicht zu einem Durcheinander im Flieger kommen. Dann waren die Reihen 13 – 24 dran, wir waren 18 bzw. 19. Als wir uns dann unserem Flieger näherten, wurde uns schlagartig bewusst, dass es sich nicht um die Sitzreihe, sondern die Sitznummer handelte, und es mit dem von mir erwarteten Snack und kalten Getränken wohl auch nichts werden würde. Auf den Flug wartend hatten wir noch gespaßt: „Hoffentlich ist das nicht diese Maschine mit den Propellern an den Flügeln“. War es nicht, unsere hatte nur einen Propeller, und zwar vorne. Wir würden unsere Reise nach Corn Islands nämlich mit einer 12 – sitzigen Chessna bewältigen. „Geil!“, wie ich fand, „Spinnen die“, war Sabrinas Meinung dazu. Da wir als Letzte eingestiegen sind, und den Platz wohl keiner wollte, saßen wir direkt hinter dem Piloten. Und zwar so direkt, dass Sabrina ihm, den doch eigentlich jedem bekannten Hinweis „Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen“ missachtend, nach gut 30 Minuten Flug auf die Schulter klopfte, um sich nett aber bestimmt zu erkundigen, wie lange es denn wohl noch dauern würde. Sie müsste nämlich ziemlich pinkeln.* Während also auf dem Nebensitz bereits im Kopf ein Bauplan entworfen wurde, um aus Kotztüten eine Urinella zu bauen, fand ich das alles super. Man saß quasi im Cockpit mit all den lustigen Geräten, die aussahen, wie in einem Computerspiel und ich hätte easy und entspannt selber mal an ein paar Hebeln ziehen können, um das Ganze auch für die Mitreisenden etwas unterhaltsamer zu gestalten. Schön fand ich auch, dass sich der Pilot und die ungefähr 16 jährige Auszubildende gerne zwischendurch mal befummelt haben. Vermutlich durfte sie auch aufgrund dieser kleinen Affäre an diesem Tag Co – Pilotin spielen und auch eigentlich alles inklusive Start und Landung selber regeln. Aber wie hätte das der Kapitän auch machen sollen, der hat ja die Hälfte der Zeit gepennt. Gut, zeitweise haben auch beide gleichzeitig geschlafen, Autopilot Olé. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass das in größeren Vögeln nicht anders läuft, wundert einen der ein oder andere Absturz nicht mehr wirklich. Schön, dass mal so direkt aus der Nähe mitzuerleben.

Beim Anflug auf Big Corn Island hat man sich dann schon gefragt, wenn das BIG Corn ist, wie klein denn dann bitteschön Little Corn sein muss. Kleiner vermutlich, oder die haben sich bei der Namensgebung einen Spaß erlaubt. Genau genommen sprechen wir beim großen Bruder von 6 Quadratkilometern und bei der kleinen Schwester von 1,6 qkm, da gibt’s dann auch keine motorisierten Fortbewegungsmittel. Strom gibt’s hier auch nur ein paar Stunden am Tag, wenn überhaupt. Am Ausgang vom Flughafen stand dann auch schon eine riesige Horde an Taxifahrern, die uns zum Boot bringen wollte. Der nette junge Mann, der sich uns dann ausgesucht hat, klärte uns auch gleich auf, dass es eine schnelle und eine bequeme Fähre gäbe, und er uns Zweitere empfehlen würde. Da wir ja aber immer noch keine Schlafgelegenheit hatten, haben wir uns für die schnellere Variante entschieden.

Todsicheres Gepäck-Management. Da kann eingentlich nix verloren gehen. Alle lassen ihren Krempel am Steg gehen zwei Stunden weg und danach ist das Gepäck verstaut.

Am Kai angekommen wurde unsere Freude darüber, dass auf Corn Island primär wieder Englisch gesprochen würde, schnell dadurch getrübt, dass es sich hier nur auf dem Papier mit einer dem Englisch verwandten Sprache handelt. Diese Verwandtschaft konnten wir nicht auf den ersten, den zweiten oder auch den dritten Blick erkennen. Ab jetzt heißt es für mich: „Ich versteh nur noch Corn Islandisch“, Spanisch versteh ich mittlerweile nämlich deutlich besser und das soll was heißen. Aber nett sind sie hier trotzdem. Direkt nach Ankunft wurde mir – so viel habe ich verstanden - Ganja angeboten, ich vermute, dass es sich hier um Marihuana handeln könnte. Nicht nur dadurch wurde relativ schnell klar, dass der karibische Wind deutlich anders weht, als der im Rest des Landes. Wenn uns da der Bob Marley über den Weg gelaufen wäre, gewundert hätte uns das jetzt nicht. Unsere Unterkunftssituation hatte sich dann auch noch geklärt, da uns unser Kapitän sein Handy hat nutzen lassen, und wir noch schnell eine Cabina klar machen konnten. 

Nachdem sich dann auch die 8-köpfige deutsche Reisetruppe dazu entschlossen hatte, sich reisefertig zu machen – die Abfahrt kam nach 1,5 Stunden Wartezeit dann aber auch wie aus dem Nichts, da musste dann natürlich noch der kleinen Valerie Sonnencreme aufgetragen werden, und Papa Christoph (Namen von der Redaktion geändert) musste erst noch gesucht werden, ich vermute, der hatte gerade mit dem Ganja – Mann verhandelt, um ein bisschen was zu naschen zu haben für die nächsten Tage – gings auch schon los. Dass auf dem Boot laut Aussage unseres Kapitäns noch niemanden schlecht geworden ist, konnte ich nicht ganz glauben, das war schon eher ein Ritt für die Rodeofans mit ordentlich Fett an den Hinterbacken. Und Kehr, was war das Meer salzig hier vor Ort, da hatte man direkt Bock auf nen hartgekochtes Ei. Hatten die aber leider nicht auf dem Schiff. Dafür gabs schöne Dialoge bei der deutschen Reisetruppe. Tochter: „Boah, was ist das schön hier“. Mutter (Bruce Willis imitierend): „Klar, das ist die Karibik, Baby“. Ohne Lendenwirbel 6 und 8, aber frisch geduscht wurden wir auf Little Corn schon von einem netten jungen Mann erwartet, der uns für 5 Dollar unsere Klamotten zu unserer Unterkunft „Cool Spot“ getragen hat. Mit von der Partie war auch noch eine Französin, die etwa 15 mal hat verlauten lassen, dass sie sich ja gerne, um Geld zu sparen, mit jemandem ein Zimmer teilen würde. Da wir dem winkenden Zaunpfahl bis dato gekonnt ausgewichen waren, hat sie sich dann ein Herz gefasst, und uns direkt gefragt, ob wir diesbezüglich offen wären. Da aber im heutigen digitalen Zeitalter schon viel zu viel geteilt wird, mussten wir ihr leider eine Absage erteilen, zumal das für uns teurer gewesen wäre, weil wir dann ein größeres Zimmer hätten nehmen müssen. Also ziemlich weit entfernt von einer win – win – Situation. Fand sie dann irgendwie scheiße und ist dann auch beleidigt abgezogen, ohne den Gepäckträcker zu entlohnen, was der wiederrum nur so semi-geil fand. Die nächsten Tage sind wir ihr dann noch einige Male begegnet, aber nicht mal mehr mit dem Arsch hat sie uns angeguckt, das hatten wir nun davon. Egal, wir hatten unsere 15$ Hütte die in der Tat nicht mehr war als ein überdachtes Bett, aber mehr braucht man hier auch nicht.

Das war unser Hüttchen auf der Insel. Ein paar Bretter, ein paar Reiszwecken und ein Bett. Aber genau richtig und ziemlich günstig (15$).


Das ist der "Cool Spot" - und ja so hat sich das Etablisment genannt:-)

Aber es war auch wirklich ein wunderschönes Fleckchen Erde!

Eine Muschel.

Das war unser Strandabschnitt, der zu unseren Cabinas gehörte-da ließ es sich echt aushalten.

"Cool Spot".

Da es auf Little Corn um Strom, Wasser, Internet etc. eher schlecht bestellt ist erfreute sich das gute, alte Antennen-Radio großer Beliebtheit.

Die sind hier echt schon auf Zack, was Mülltrennung und alternative Energiequellen betrifft!

Dafür ist der Baustil fragwürdig:-)
Um euch die Corn Islands näher zu bringen, werde ich in diesem speziellen Fall einmal davon absehen, jeden Tag im Detail zu beschreiben, da diese sich nur in Nuancen unterschieden haben, daher exemplarisch ein typischer Tagesablauf:

7.35 Uhr: Der Wecker klingelt.
7.45 Uhr: Aufstehen, und sich auf dem Weg zur Toilette über strahlenden Sonnenschein freuen.

8.15 Uhr: Aufbruch zum Dive Shop, um den morgendlichen Tauchgang zu absolvieren. Auf dem Weg die immer wieder selben Gesichter grüßen. Hier hat dann doch jeder einen ähnlich Rhythmus.

8.30 Uhr: Bevors losgeht noch schnell für 50 Pfennig ein Stück Wassermelone oder Kokosnuss vom lokalen Obststand, um den Wasserhaushalt auf ein vernünftiges Level zu heben. 

9.00 Uhr: Unter Wasser. Hier gibt’s im Gegensatz zur Costa Ricanischen Pazifikküste wieder Korallenriff, und daher auch wieder viel zu gucken, unter anderem Southern Stingrays, Nursesharks, Lobsters und sehr viel farbenfrohes Fischgetier. Bei unserem letzten Tauchgang haben wir dann auch endlich noch eine Schildkröte gesehen, ein riesiges Teil noch dazu. Und man mag es nicht glauben, die sind verflixt zügig unterwegs, obwohl sie eher wie der Günther Strack unter den Meeresbewohnern aussehen. Die haben wir nicht mehr eingeholt, nachdem sie einmal an uns vorbei war.

10.00 Uhr: Zurück an Land gibt erstmal 2-3 Patties/Pantries/Pastries (so genau weiß keiner, wie man die nennt, und auch nach dreimaliger Nachfrage beim Salesmanager waren wir nicht schlauer), wahlweise gefüllt mit Ananas, Banane oder Fleisch. Saulecker, die Dinger und mit 40 Cent das Stück ein effizienter Sattmacher. Leider ist gerade an unserem letzten Tag der nette Mann nicht aufgetaucht. Wir waren todtraurig, wollten wir uns doch noch einmal für die nächsten Tage eindecken. Was der Grund für seine Abwesenheit war, wussten wir in dem Moment nicht. Gareth, einer der Tauchlehrer hatte ihn aber am Abend zuvor kartenspielenderweise in einer Kneipe gesehen, daher haben wir vermutet, dass er wohl sein Geheimrezept verspielt hat oder aber so viel gewonnen, dass er es nicht mehr nötig hat, Backwaren zu verkaufen. Später am Abend haben wir ihn allerdings mit seiner Frau durch die Gegend spazieren sehen, also hat er wohl nur einen Tag frei genommen. Gleichzeitig konnten wir auch das Rätsel um die Namensgebung für die Leckereien klären. Er war nämlich mit einer Tasche unterwegs, auf der „Padis“ stand, er war es wohl irgendwann satt, dass ihn jeder nach dem Namen gefragt hat, und hat das einfach von seiner Tasche abgelesen. So entstehen Legenden.

Nahrungsquelle #1 auf der Insel - Padis - wahlweise mit Fleisch, Banane oder Ananas gefüllt.


"Unser" Padi-Verkäufer hat jeden morgen nach dem Tauchgang an der Tauchschule auf uns gewartet nachdem er am ersten tag spitz gekriegt hat, dass der Backo sein bester Kunde wird für die kommende Woche.

11.00 Uhr: Käffchen/Kaltgetränk und dabei ein bisschen aufs Meer schauen.
13.00 Uhr: Zurück zu Hause, und nach der ganzen Anstrengung erst mal in die Hängematte für ein kleines Nickerchen, ein kleines Schwätzchen mit den Angestellten oder zum Beobachten des gegenüber wohnenden Papageis.

Der Papagei hat immer direkt vor unserer Cabina geschlafen-der hat uns ganz gut entertaint.
14.00 Uhr: Der inseleigene Eventmanager bietet rotierend Schnorchel Touren, Trips zu den Pearl Keys oder Sunset Cruises an, die dann aus sich uns nicht 100%ig erschließenden Gründen abgesagt werden. Wahlweise kann man laut seiner Aussage aber im Zweifelsfall auch immer einfach ein bisschen chillen und Ganja rauchen. Zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass er 1. Ein wirklich lustiger Vogel ist und es 2. Das angebotene Rondon (Das Corn Island Nationalgericht, Fischeintopf, sehr lecker) dann abends, wenn auch mit 1,5 stündiger Verspätung, wirklich gab.

17.30 Uhr: Man schält sich noch mal aus der Hängematte, Abendbrot muss ja schließlich auch noch eingenommen werden. Dazu bieten diverseste Lokalitäten ihre Dienste feil. Hier gab es dann auch das lustige Phänomen, dass es teilweise keine vegetarischen Gerichte mehr gab. Die müsste man wohl vorbestellen, da gerade nach Ostern die Vorräte zusammengeschrumpft wären. Fisch und Hummer könnte man aber wohl haben. Verkehrte Welt. Beim Essen kann man dann noch ein bisschen auf Meer gucken, und die Sonne darin versinken sehen.

Einer unser Abendbrot - Lokalitäten


Zum Sonnenuntergang nach der ganzen Maloche gehts immer mit Kind, Kegel und Haifisch ins Wasser.
 19.00 Uhr: Zurück in der Hängematte, noch ein Bierchen auf die Hand und Peter Tosh aus der niemals verklingenden Restaurant – Soundanlage lauschen. Wenn denn der Strom nicht ausfällt, kommt auch schon mal vor.

22.00 Uhr: Völlig erschöpft aber glücklich geht’s ins Bett. Was ein Tag! Kann man auch nicht immer machen. 

Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass es hier eher locker von statten geht, eine 40 Stunden – Woche kennen hier die wenigsten. Häufig lag auch einer der „Hotel“ – Angestellten, gerne auch mit Baby, in unserer Hängematte, wenn man mal kurz weg war, und die betreffende Person gerade von der Müdigkeit übermannt wurde.

Der Angestellte sollte vermutlich irgendwas mit dem Besen zu seiner rechten sauber machen, aber da kam ihm ne Kräuterzigarette und die Hängematte dazwischen.

Plötzlich auftretender Strom- und/oder Wasserausfall ist hier dann halt „Island – Style“ und auf die Frage, wann denn das große Fußballspiel zwischen Big und Little Corn auf dem eigens dafür hergerichteten Baseball – Feld angepfiffen würde, muss man mit der Antwort „Island – Time“ leben, also irgendwann zwischen 10 und 18.00 Uhr. Haben wir dann auch leider irgendwie verpasst. Man gewöhnt sich dann aber doch auch relativ schnell an die örtlichen Gepflogenheiten und überpaced nur noch ganz selten. Am letzten Tag haben wir uns dann aber doch noch mal auf die große Inseltour gewagt, einmal längs übers Eiland. Danach waren wir aber auch ganz schön kaputt.

Littel Corn.


Little Corn.


Die Kids führen hier echt ein ziemlich chilliges Leben.
Little Corn.
An der Northshore der Insel, da wird es tatsächlich nochmal ein Stück abgelegener, was man nicht für möglich hält. Wenn es irgendwann mal einen Film Hobbits Vs. Robinson Crusoe gibt, wird der auf jeden Fall hier gedreht.
Soviel zum Thema alternative Energie:-) Das war so eine organische Farm, die quasi vom Essen über den Strom alles selbst produziert haben.
Little Corns Basketballplatz 

Das Stadion. Das einzig angesetzte Spiel als wir da waren wurde mit keiner Uhrzeit versehen und so konnten wir nie rausfinden ob es tatsächlich statt gefunden hat, oder on Island-Style wieder was dazwischen gekommen ist.
War auf jeden Fall eine richtig relaxte Zeit hier und es war auch mal interessant mit Leuten zu sprechen, die diese noch nie verlassen haben, die haben dann doch ein ganz anderes Weltbild. Eine der Angestellten, mit der wir uns gut verstanden haben (wenn wir sie denn mal verstanden haben) hatte wohl das Angebot von einem Gast, ihn doch mal in Kanada zu besuchen. Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll, die bekommt doch beim ersten Kontakt mit großstädtischem Verkehr sofort nen Herzinfarkt. Mal abgesehen von den Temperaturen, was soll die Dame anziehen? Über soviel Klamotten verfügt die doch gar nicht. Wir haben ihr aber trotzdem auf Nachfrage empfohlen, dass auf jeden Fall zu machen, das muss ja eine unfassbare Erfahrung für die Dame sein, und wenn der Vogel zahlt. Lass kommen.

Nach einer Woche mussten wir dann diese schöne Fleckchen Erde doch wieder verlassen, am Flughafe gabs dann aber doch noch eine Überraschung. Dort gabs nämlich auch Padis, allerdings „Pattys“ geschrieben, was meine bereits als abgeschlossen betrachtete etymologische Forschung um Lichtjahre zurückgeworfen hat. Lecker waren sie übrigens auch nicht.

Backo

* Ja, ja, so richtig haben wir unsere Blasen anscheinend nicht im Griff, zu ihrer Verteidigung muss ich aber sagen, dass sie natürlich mit einer Toilette an Bord gerechnet hatte.

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