27 März 2013

Granada I Nicaragua.

Granada, benannt nach einem oberen Mittelklassemodell der Ford-Werke, ist die drittgrößte Stadt Nicaraguas. Da wollten wir hin, und haben uns dafür den Luxus der Exklusivo - Klasse von Ticabus gegönnt, dem Greyhound Mittelamerikas. Streng genommen wollten wir eigentlich Holzklasse buchen, waren dafür aber leider zu spät dran. Los gehen sollte es in San Jose um 5.15 - morgens versteht sich. Daher wollten wir uns auch recht zeitig in die Falle begeben. Was wir nicht bedacht hatten war, dass just an diesem Abend Costa Rica in der WM - Quali gegen die USA spielen würde und das Hostel bis zum Bersten mit Ticos in Stadionwurst- und Bierlaune gefüllt war. Witzigerweise fand das Spiel in Denver bei Dauerschneefall statt. Ich habe mich ehrlicherweise gewundert, dass die Costa Ricaner nicht wild über das Feld getobt sind, inklusive Schneemann bauen und Schneeballschlacht, so oft haben die die weiße Pracht ja vermutlich noch nicht gesehen. Um das vorwegzunehmen, - ich gehe nicht davon aus, dass wegen des Spiels in Deutschland ein Sack Kartoffeln umgefallen ist - eine Schneeballschlacht wäre um einiges interessanter und spannender gewesen. Haben die anwesenden Einheimischen aber offensichtlich anders gesehen, und dementsprechend war der Geräuschpegel. Irgendwann sind wir dann doch eingeschlafen, um gegen 3 Uhr von einem fürchterlichen Gezeter und Rufen nach der Polizei wieder aufgeweckt zu werden. Was genau vorgefallen war, konnten wir nicht ermitteln, den Geräuschen nach zu urteilen ging es um zwei Frauen, die sich vermutlich wegen Unstimmigkeiten über die schönsten Waden innerhalb der Nationalmannschaft in die Haare geraten sind.

Von Ticabus wurden wir dann ziemlich positiv überrascht, das war da alles ziemlich gut organisiert und der Bus war scheckheftgepflegt. Vor uns saß eine Mutter aus Südafrika mit ihren zwei Mädels, die geschätzte 6 und 10 Jahre alt waren. Und SEHR mitteilungbedürftig. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass Sabrina sehr viel geduldiger mit den zwei Nervensägen war als ich. Der Einstiegssatz war allerdings Weltklasse. "Meine Mutter hat wieder mit ihrem Freund Schluss gemacht, die macht immer mit ihren Freunden Schluss". So eine Eröffnung bekommt noch nicht mal Kasparow hin. Offensichtlich zieht die Mami immer ihrem gerade aktuellen Freund hinterher, hat aber nie ein dauerhaftes Visum und muss daher, wie auch in diesem Fall wieder, alle paar Monate einen Visa - Run über die Grenze machen. Dass eine solche Entwurzelung mit entprechenden fehlenden Freundschaften mit Gleichaltrigen so jungen Kids nicht unbedingt zusätzliche Latten an den Zaun nagelt, wurde in den nächsten Stunden klar. Mein lieber Herr Kokoschinski, die hatten sich morgens aber den großen Krug Plapperwasser reingezogen. Und ich sag mal so, das ein oder andere Mal lag einem schon: "Eine andere langweilige Geschichte, die ich mal erlebt habe, war auch..." auf der Zunge. Aber es sind nun mal Kinder und daher hat Sabrina stundenlang mit der Großen ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst gespielt, und ich habe wahlweise so getan als wenn ich schlafe oder gerade etwas unfassbar Spannendes lese. Wirklich froh, diese Fortbewegungsart gewählt zu haben, waren wir dann aber in der Tat, als wir die Schlangen an der Grenze gesehen haben. Genaugenommen an den Grenzen, denn sowohl bei der Ausreise aus Costa Rica als auch bei der Einreise in Nicaragua einen Kilometer weiter hätte man sicher ein paar Stunden in brütender Hitze angestanden. Aber nicht als Exklusivo - Fahrgast, das wurde alles von Antonio geregelt. Man musste nur einmal kurz raus, damit die Grenzbeamten pseudomäßig unser Gepäck kontrollieren konnten. Ich hätte übrigens ohne Probleme einen 5 Kilo - Sack Koks oder wahlweise einen Haufen selbst angefertigter Schrumpfköpfe im Rucksack haben können, gefunden hätte die keiner.

Ach ja Snacks, und Drinks gabs natürlich auch während der Fahrt, Sabrina war von den gereichten Köstlichkeiten nicht ganz so begeistert, versteh ich gar nicht, da war alles drin, was der Körper braucht:

Das war der äußerst appetitliche Snack-genannt Croissandwich. Burgerbrötchen mit Ei und Käse?!

Angekommen in Granada, haben wir uns zur Einstimmung aufs Land natürlich erstmal wieder vom Taxifahrer bescheissen lassen. Den ersten Angriff konnten wir noch abwehren, aber der zweite hat uns kalt erwischt. 5$ statt 1$ - das war noch zu verschmerzen. Begrüßt wurden wir in unserem Domizil von einer älteren Dame, die uns unser Zimmer und die weiteren Einrichtungen gezeigt hat, und sicher auch noch die ein oder andere lustige Geschichte im Gepäck hatte, aber natürlich auf Spanisch. Fragen waren aber wohl nicht dabei, daher war sie mit unseren netten Lächeln mehr als zufrieden. Später haben wir sie aber noch nach dem Weg in die Stadt gefragt und diesen auch gefunden, daher scheint zumindest unser passiver Wortschatz doch zu wachsen. Die Navigation ist hier nämlich gar nicht so einfach, da nur ein paar Straßen Namen haben, und alles andere darauf referenziert: "3 1/2 Blocks südlich und 4 Blocks westlich von der Calle Reale Xalteva". Ohne Kompass bist du hier ganz schnell aufgeschmissen. Gerne werden auch andere kulturelle Highlights als Referenzpunkt zur Orientierung angeben, z.B. "ums Eck bei Malermeister Mütze" oder "drei Häuser neben Friseursalon Los Angeles". Bis zum Ende unseres Aufenthalts kannte übrigens kein Taxifahrer das Hospedaje Ari, was wohl daran lag, dass es sich nicht um ein Hostel oder Hotel im klassischen Sinne handelt. Die sehr netten Besitzer Bosco und Clara und ihre Tochter Ariana wohnen auch dort, und haben eine paar Zimmer für Gäste hergerichtet. Dazu gabs lecker Frühstück für nen schmalen Euro.

Wir sind dann noch mal in die Zitty getingelt, die hauptsächlich um den Parque Central herum aufgebaut ist. Da sind wir dann auch gerade in eine kleine Festivität reingestolpert mit Live - Band und allem Zipp und Zapp, anscheinend machen die für Ostern hier schon ne Woche vorher ein Fass auf, ist ja alles Erzkatholisch hier, schade, dass wir nicht mehr Papst sind, das käm sicher gut an.

Eine Woche vor Ostern boxt hier schon der Papst im Kettenhemd.
Schon am ersten Abend ist uns aber aufgefallen, dass Granada wirklich eine wunderschöne, kleine Kolonialstadt ist.

Das Wahrzeichen von Granada - Cathedral.

Granada von oben.

Granada Stadt. Da die Stadt UNESCO Weltkulturerbe ist, ist hier alles super gepflegt und erhalten.

...Und es wimmelt nur so von Kirchen. Das war "unsere" Kirche anhand derer wir immer beschreiben konnten wo wir wohnen.

Zum Hostal Los Ranchitos gehört natürlich auch der behufte Shuttlesrvice.

Die Stadt macht echt gute Laune...

...woran das wohl liegt?

Granadas Taxistand.

Granada Stadt.


Granada Stadt.
Granada Stadt.

Der Beweis: Uns gehts immer noch gut und alles ist noch dran.

Ich habe dann mal angeläutet...

Iglesia La Merced.

Iglesia La Merced.

Vermutlich ein Grund warum hier alle eher rundlich gebaut sind. Einen Tortilla bitte mit Käse, Zwiebeln, Sour Cream und flüssigem Käse.

Business as usual.
Daher haben sich unsere Aktivitäten hier auch auf das Umherwandern, Kaffe trinken und Eis essen beschränkt, alles Dinge, die der Atmosphäre der Stadt mehr als gerecht werden. Nen Herzinfarkt bekommt hier so schnell keiner - sehr angenehm.

Unsere Tage hier hatten eigentlich als festen Programmpunkt mindestens einmal im Cafe rumgammeln.


In unserem "Stammcafe".

Die Häuser sind hier alle richtig cool gebaut-da gibt es überall total schöne Innenhöfe, in denen man sich bestens die Zeit vertreiben kann.
Wenn dann aber mal was spannendes passiert, gibts direkt nen Menschenauflauf, so geschehen, als es zu einem Unfall zwischen Pferdekutsche und Taxi kam. Da hatte dann schnell jeder eine Meinung bzgl. der Schuldfrage. Was ich mich allerdings frage ist, wie die genau ermitteln, welche der 100 Beulen denn jetzt tatsächlich dem aktuellen Geschehnis zu zuschreiben ist.

Taxi gegen Pferdekutsche-da wurden dann erst mal diverse Experten hinzugezogen, um dann wahrscheinlich per Handzeichen auszuzählen, wer jetzt Schuld hatte. (Im Hintergrund am Euro Cafe ist noch die heruntergefallene Stromleitung zu erkennen)
Zwei Stunden vorher ist uns übrigens an selbiger Stelle beim Heraustreten aus unserem Lieblingscafe, in dem wir neben einem älteren Ami saßen, der sich von der gemütlichen Stimmung hat anstecken lassen, und daher ganz leger seine Hose inklusive Gürtel geöffnet trug, fast die Oberleitung auf den Däts gefallen. Die hatte wohl jemand nur mangelhaft verschraubt. Auch Stunden später lag die noch genauso auf dem Bürgersteig, zuckende Leiber haben wir aber in unmittelbarer Nähe nicht gesehen. Ein bisschen Eigenverantwortung muss man der eigenen Bevölkerung ja auch mal zutrauen.

Abends geraten die dann hier übrigend schon noch mal richtig in Wallung. So kurz vor Ostern versammeln sich die GranadarerInnen gegen 6 an der Kirche und dann wird mit karnevalsähnlichen Umzugswagen durch die Gegend getrekkt, inklusive kompletter Blaskapelle und Zuckerwatte.

Da ist was los jeden Abend...


Da versammeln sich alle vor der Kirche, um dann in Rosenmontagsmanier einmal durch die Stadt zu touren.

Wofür die Strohhütten vor der Kirche aufgebaut wurden, müssen wir noch rausfinden.
Einen Ausflug haben wir dann allerdings doch noch gemacht, zur Laguna de Apoyo, einem Kratersee ganz in der Nähe. Dafür haben wir den Shuttle - Service eines Hostels im Stadtkern genutzt. Morgens um 10 gings los, und vor dem Hostel stand schon der Toyota Land Cruiser Baujahr 1980. Auf der Liste für den Ausflug standen neben uns aber noch 6 Chilenen, machte nach Adam Riese 9 inklusive Jorge, dem gut aufgelegten Fahrer. Der hatte für solche Fälle aber bereits vorgesorgt, Sabrina fuhr Shot Gun, vier von den chilenischen Girls kamen auf den Rücksitz und die restliche chilenische Brut hat es sich mit mir auf der bereits vorinschtallierten Matratze im Kofferraum bequem gemacht. Wenigstens konnte man sich da sicher sein, dass man bei einem Auffahrunfall durch einen sauberen Genickbruch schnell erlöst sein würde. Die Südamerikaner waren ziemlich aufgedreht, was sich durch die Tatsache, dass man nur einen Bruchteil verstanden hat, noch potentiert hat. Dafür haben sie Jorge aber für die Rückfahrt noch einen Umweg über einen der Märkte in Masaya aus den Rippen geleiert. War uns nur Recht, da wollten wir sowieso noch hin. An der Lagune selber konnte man für 6$ die Kajaks oder Tubes benutzen, oder sich einfach nur in eine der Hängematten flätzen. Wir haben uns für einen 80/20 Share zugunsten der Hängematte entschieden.

Das ist der Krater des Vulkans in dem die Laguna des Apoyo liegt.

An der Laguna de Apoyo haben wir uns von den stressigen Tagen in Granada mal ein wenig erholt:-)

Tube geschnappt und ab ins "erfrischende" Wasser (29°).
Auf dem Markt war für uns leider nur gucken und maximal anfassen erlaubt, da wir kein Taschengeld eingepackt hatten. Daher gibts für euch Daheimgebliebenen leider keine, das Ohr umschmeichelnde und mundgeklöppelte Tonpfeife.

Die Mister Masya Wahl 2013 haben wir leider verpasst.


Auf dem Markt gab es sooo viele schöne Sachen, aber da der Ausflug überraschend ins Programm gerutscht ist und wir zur Lagune nicht viel Geld mitnehmen wollten, war nur Anschauen erlaubt:-(

Die hätte ich so unfassbar gerne!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Aber mit so nem Rucksack lässt sich die Hängematte weitere 2 Monate leider nicht so praktikabel transportieren.


Aber einen Fruchtshake konnten wir uns auf dem Markt leisten:-) Der entschädigt wieder für vieles.
Nach dem Tourimarkt waren wir dann noch auf dem lokalen Markt-da ging dann alles wieder etwas chaotischer, billiger und geruchsintensiver vor sich.
Was in Asien die Tuk Tuks sind hier die Pferdekutschen.
Morgen gehts dann weiter nach Little Corn Island auf der Karibikseite, wo wir wieder mal ein bisschen tauchen gehen wollen. Vorausgesetzt, wir können da irgendwo schlafen, alles was wir bis jetzt angefragt haben, war voll. Sabrina Aussage entbehrt aber nicht einer gewissen Logik: "Wir haben ja auch noch einen Flug bekommen, d.h. die müssen ja auch einen Schlafplatz für die ganzen Leute haben." Ihr Wort in Gottes Ohr, sag ich mal. Inwieweit sich die Airline mit der lokalen Beherbergungsindustrie abstimmt, ist mir nämlich nicht bekannt.

Backo

2 Kommentare:

  1. In Granada soll es mittlerweile ein Cafe mit so richtig gutem Kaffee geben, heißt Fitgeraldo oder so ähnlich. Hat mir ein Freund und Kaffeejunkie erzählt der im Jänner drüben war, uns wirds diesen Sommmer nach Honduras, Nicaragua und Costa Rica ziehen.
    Schöner Bericht,
    Grüße Georg

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  2. Ja da werden Erinnerungen wach... Eine schöne Zeit Euch beiden... Also auf dem "Kettenhemd" Platz ist ein cooler Zigarrenladen... also so eine Zigarrenfabrik (da war wohl eine ein der Nähe von San Jose... ist auch einen Besuch wert.

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