Vang Vieng, Backpackerpartymetropole und berüchtigt für das sogenannte Tubing, also quasi das Reisen mit einem Schlauchreifen auf dem Fluss. Viel haben wir darüber gelesen und noch mehr gehört. Die lokalen Anwohner sind anscheinend nicht unbedingt glücklich über diese Aktivität, passen besoffene und mit allen möglichen anderen Drogen (es wird auch umsonst Opiumpizza gereicht) zugeballerte Touristen, die nur spärlich bekleidet und gröhlend durch die Straßen ziehen, doch so gar nicht zum Grundsatz von Laos: PDR (nein nicht people's democrative republic, wie man meinen könnte, sondern Please Don't Rush). Daher waren wir auch gar nicht sicher, ob wir überhaupt dort einen Stop einlegen sollten. Ob die Besetzung des Buses von Vientiane nach Vang Vieng die Entscheidung in die ein oder andere Richtung beeinflusst hätte, lässt sich natürlich nicht mehr sagen, klar ist aber, wir wären nicht überrascht gewesen, wenn ALF durch den Gang geschlendert gekommen wäre, die waren echt alle vom anderen Stern. Neben uns hatten es sich drei Damen mit interessanten Frisuren bequem gemacht, die in einem lustigen Bäumchen-wechsel-dich-Spielchen abwechselnd miteinander rumgemacht haben. Nebenbei hat eins der Mädels die anderen 2 und alle in unmittelbarer Nähe sitzenden mit dem Vorlesen aus ihrem vortrefflichen Buch bei Laune gehalten. Gut war auch das Mädel, das sich einen roten Jengaturm auf den Arm hatte stechen lassen, ich vermute, von Charles Manson, oder so.
Bevor wir aber überhaupt in diesen Bus steigen konnten, gabs noch einen kleinen Zwischenfall. Wir hatten den Bus ja über unser Hostel gebucht, und sollten per Minivan zwischen 9 und halb 10 abgeholt werden. Wir standen also um fünf vor 9 Gewehr bei Fuß und zur Abfahrt bereit. Um 9.31 Uhr wurden wir dann wie es sich für pünktlichkeitsliebende Deutsche gehört, das erste Mal etwas nervös, der nette laotische Angestellte versicherte uns aber, dass das in Laos normal sei, und wir uns keine Sorgen machen sollten. Um kurz nach 10 kam selbst ihm das aber wohl etwas spanisch vor und er hat mal beim Busunternehmen angerufen, und kam dann mit einem Riesengrinsen im Gesicht nach draußen. Man hätte uns doch tatsächlich vergessen, das wäre noch nie passiert, fand er auf jeden Fall deutlich witziger als wir.
In Vang Vieng angekommen gings dann per TukTuk in die Innenstadt, die aus einer Straße besteht, die geflastert ist mit Restaurants, Bars und Hostels. Wir hatten ja aber schon die Empfehlung vom verrückten Dave aus Siem Reap in der Tasche für das Maylyn Guesthouse. Gemeldet hatte sich der Besitzer, Jo, natürlich nicht aus unsere Anfrage, also sind wir einfach mal hingetapert. Dafür musste man über eine Brücke, für die für Hin- uns Rückweg jedes Mal 50 cent fällig waren. Angekommen im Guesthouse wusste man natürlich von nichts, aber ein Bungalow war noch für uns frei, zwar, Zitat Jo "No Wifi, No A/C, No Jacuzzi", aber sehr schön gelegen im nett angelegten Garten direkt am Fluss und für 8 Euro die Nacht.
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Die Behausung gibt es für 8€ pro Nacht:-)
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Der Hund aus unserem Hostel hatte ein bisschen unter der lustigen Küchen-Crew zu leiden... Wir fandens ehrlich gesagt saulustig und haben uns fast in die Hosen gemacht, als wir ihn das erste Mal mit seinem neuen Kassengestell gesehen haben. |
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Das Tubing in der Form, wie es früher ablief, gibt es übrigens seit 2 Monaten nicht mehr, da dieses Jahr bereits 27! Leute dabei gestorben sind, durch Alkohol, Drogen oder Springen in deutlich zu flaches Wasser für nen Seemansköpper. Verschiedene Länder haben daraufhin Druck auf die Regierung von Laos ausgeübt, die dann handeln musste. Also haben zuerst Polizisten aus Vietiane dafür gesorgt, die Polizei in Vang Vieng zu säubern, die wohl nicht ganz legal in der ganzen Geschichte mit drin hing, wenn sie nicht gerade, natürlich auch illegal, auf Hahnenkämpfe gewettet haben. Danach wurden dann die meisten Kneipen, die direkt am Fluß lagen geschlossen. Im Moment kann man also noch tuben, die Aktivität an sich ist ja auch wirlich nett, nur das ganze verdrogte Drumherum fällt weg. Allerdings wird zur Zeit wieder darüber diskutiert, das ganze wieder aufleben zu lassen, da man bemerkt hat, dass ganz schön viel Kohle auf der Strecke bleibt, ohne die Partytouristen.
Wir haben dann wie immer die Stadt am ersten Tag auf Schuster's Rappen erkundet, was bei der Größe auch keine Kunst ist. Da wir uns das Geld für die Brücke sparen wollten, und gerade eine neue gebührenfreie Fußgängerbrücke gebaut wurde (die fällt regelmäßig der Regenzeit zum Opfer), haben wir uns auf den Weg zu dieser gemacht. Dafür mussten wir durch reißende Fluten waten, und dass da Stacheldraht liegt, in dem man sich verfangen kann, hat uns auch keiner gesagt. Wir habens dann aber doch geschafft. Viel zu sehen gibt es in Vang Vieng Downtown nicht, außer Folgen von Friends und Family Guy, die in jeder Bar/Restaurant gezeigt werden. Daher wollten wir nur noch kurz Geld ziehen und dann zurück ins Hostel, leider wollte uns der Automat kein Geld mehr geben, was etwas schlecht war, da unser Geld gerade noch für zwei Getränke gereicht hat. Sind dann trotzdem erstmal zurück - im Hostel konnte man anschreiben - und haben dort was gegessen. Wir sind dann aber noch mal mit Laptop bewaffnet zurück in die Stadt um das Wifi in einem der Cafes zu nutzen, und der DKB mal ordentlich die Meinung zu geigen und unser letztes Geld in zwei Cola und einen Keks zu investieren. Hat sich dann auch alles recht schnell regeln lassen, und wir waren bald wieder flüssig.
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Vang Vieng - der Fluss "Nam Ou" ist für die Locals eher zum Putzen und nicht zum Tuben da:-) |
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Gern wird die Kuhherde auch am Fluß entlang ausgeführt. |
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Vang Vieng-die Party(touri)seite wird durch den Fluss von der Natur(touri)seite getrennt. |
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In der Trockenzeit wird da alles durch den Fluss navigiert, was geht. Der Kleine Mann geht vor und schaut wo der riesen Truck lang kann. |
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag eine Jeep - Tour mit Noe (ihm und seiner laotischen Frau Mango gehört das Guesthouse ums Eck) machen, da der aber ausgebucht war, haben wir das auf den Tag danach geschoben und uns einen Roller geliehen, um die Umgebung zu erkunden (Sorry Lukas & Annika:-) Irgendwie musste das sein-mit dem Fahrrad hätten wir das nie überlebt). Das geht hier ziemlich unkompliziert, Führerschein ist überbewertet, der Helm muss auch nicht richtig passen und ein Kinnriemen ist nur unnötiger Balast. Wir sprechen hier übrigens nicht über ne 50er, ich denke mal, wenn man drauf drückt, und das Leben einem nichts wert ist, kann man damit schon so 100 Sachen fahren. Wir sind dann über mehr Stock als Stein (inklusive einer Attacke der wenig bekannten, aber umso gefährlicheren, Stachelpflanze auf Sabrinas Hose) zu einem Wasserfall gefahren. Der war jetzt nicht berauschend, aber der Weg dahin war nicht nur holprig, sondern auch landschaftlich sehr schön. Danach sind wir einfach noch ein bisschen mit dem Teil durch die Gegend gefahren, mit vollem Tank wollten wir den natürlich auch nicht zurückgeben.
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Easy Rider. |
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Unglaublich schöne Landschaft umVang Vieng und unglaublich unbequeme Strassenverhältnisse mit nem Roller. |
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...wie die Strassen- so die Brückenverhältnisse... |
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Unser Tages-Ausflugsziel. |
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Ich musste mich ca ne 3/4 Stunde von unzähligen Stacheln in der Hose befreien-keine Ahnung wo ich die eingefangen hatte, aber beim Sitzen auf dem Roller über Schotterpiste kam es nur so mittel gut... |
Am nächsten Tag sollte es dann mit dem Jeep auf Tour gehen. Glücklicherweise waren nur wir beide mit von der Partie. Auf den Fotos im Hostel sah der Jeep ziemlich neu aus, und ich vermute, der Lack war es auch. Darunter befand sich ein 50 Jahre alter Toyota Land Cruiser, der aber noch ziemlich gut in Schuss war. Gut in Schuss war übrigens auch Noe, der Kollege ist 51. Beides ist auf dem Bild hier zu sehen.
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Unser Jeep-unser Fahrer. Der kleine Franzose war echt zäh-der macht die Tour diverse Male in der Woche und uns hat nach einem Tag alles schon so dermaßen weh getan, von den 2 Aufstiegen und dem durch die Höhle klettern und kriechen... |
Die Tour hat sich auf jeden Fall richtig gelohnt. Nach 45 Jahren in Paris, davon 25 als Motorradkruier, wohnt Noe seit 5 Jahren in Laos und seit 3 Jahren in Vang Vieng und hat uns einiges über Laos und die Kultur dort erzählen können. Z.B. konnten wir drei Fragen klären, die uns schon die ganze Zeit beschäftigt hatten. Erstens, warum die südostasiatischen Männer so unfassbar lange Fingernägel haben, für den normalen Mitteleuropäer ein eher merkwürdiges und fast schon abstoßendes Bild. Hier hat sich bestätigt, was wir zwei schlauen Köpfe schon vermutet hatten, dass man damit zeigt, das man zu einer besseren Schicht gehört, da man nicht mehr mit den Händen arbeiten muss. Das zweite, was uns speziell in Laos überrascht hat, war, dass es hier ziemlich viele gemauerte Häuser gibt, was im ähnlich armen Kambodscha überhaupt nicht so war. Das liegt daran, dass die Laoten ihre Häuser früher aus Teakholz gebaut haben, dieses aber mehr und mehr exportiert wird, und dadurch für die Laoten zu teuer ist. Daher müssen sie ihre Häuser jetzt aus Steinen basteln, was eigentlich für die klimatischen Bedingungen hier schlechtere thermische Eigenschaften hat. Wieder was gelernt und denkt mal drüber nach, wenn ihr wieder mal an eurem Teakholssekretär sitzt und in euer Tagebuch schreibt. Die dritte Frage, die wir klären konnten, war, wie man denn wohl in einem Land, wo viele ja noch von der Landwirtschaft leben, die Steuern berechnet, vermutlich wird hier nicht akkurat Buch geführt. Noe hat uns dann zumindest erklärt, wie es bei ihm abläuft. Da kommt also irgendwann ein Steuerbeauftragter, der setzt sich mit ihm in den Garten und trinkt erstmal ein Bierchen. Dann wird ein bisschen drüber lamentiert, dass es ja ganz gut zu laufen scheint, da es ja einen neuen Bungalow gibt. Nach dem zweiten, oder dritten Bierchen und der Feststellung, dass auch der neue Lack für den uralten Jeep irgendwie bezahlt werden musste, wird dann kurz über den dicken Daumen kalkuliert, und dann landet man bei 50 € fürs ganze Jahr, kann ihn aber noch auf 25€ runterhandeln. ein ziemlich fairer Kurs, würde ich sagen. Wie das genau zustande kommt, und wieviel davon in die eigene Tasche des Steuerfachangestellten wandert, ist Noe dann auch relativ wurst und wird nicht weiter hinterfragt.
Zu zeigen hatte uns Noe dann auch noch jede Menge. Zuerst sind wir auf einen Berg gekraxelt, von dem man über Vang Vieng und die Reisfelder gucken konnte. Dann sind wir zu einer riesigen Höhle gefahren und Noe hat uns da durch geführt. Das hätte man zwar auch selber machen können, aber der kannte da echt jedes Eckchen, und da es da drin stockduster ist, hätte man viel überhaupt nicht gefunden und/oder sich alle Gräten gebrochen. Am Fuß des Berges, in dem sich die Höhle befindet, ist noch eine Lagune, in der wir dann noch schwimmen, und danach ein Bierchen trinken konnten. Dazwischen sind wir durch verschiedene Dörfer gefahren, und man hat richtig gemerkt, dass der kleine Franzose da ziemlich beliebt und integriert zu sein scheint. Das hängt auch sicher damit zusammen, dass er sich die Mühe macht, die Sprache zu lernen, was ja bisher alle "Westler", die sich hier in Asien niedergelassen haben, als zu anstrengend und unnötig befunden haben. Nichtsdestotrotz fand ich den besten Satz und gleichzeitig eine nobelpreiswürdige Weisheit, als er meinte, dass es wahrscheinlich so gut mit seiner Frau läuft, weil er nur 20% von dem versteht, was sie sagt und anders herum genauso. :-)
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Die Belohnung nach dem schweren Aufstieg:-) |
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In den umliegenden Dörfern müssen schon die Kleinsten ran (zum Hühner füttern). |
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Die Blue Lagoon-das ist die Belohnung, wenn man den Aufstieg zu der Höhle und die Höhle selbst überlebt hat. |
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Ich hab mein Foto-Höhlen Mojo wieder einigermaßen gefunden... |
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So sah es dann in der Höhle aus. Auf den Dingern kann man auch 1A Xylophon spielen. |
Der Tag war auf jeden Fall richtig cool, gerade auch, weil man das Gefühl hatte, dass Noe das überhaupt nicht wegen der Kohle macht, sondern Spaß daran hat, der war echt teilweise wie ein kleines Kind, wenn er wieder einen neuen Stein oder eine neue Wurzel entdeckt hat.
Letztendlich hat sich die Entscheidung auf jeden Fall gelohnt, Vang Vieng einen Besuch abzustatten, da das kleine Örtchen echt ne Menge zu bieten hat, abseits von Schläuchen und Opium - Salami - Pizza.
Backo
Komm grad vom zweiten mal Schnee schüppen an diesem Tag wieder rein... da wird man noch neidischer :) noch gaaaanz viel Spaß und immer schön fleißig schreiben und fotografieren :) LG Kati
AntwortenLöschenAlso der Brillenhund, ist der Knaller. Ich konnte mich gar nicht einbekommen. Stelle mir vor wie Euch fast der Schlag getroffen hat, als er euch freudig begrüßte. Sehr schöne Tourerlebnisse... Bilder untermauern Eure schöne Zeit... hier schneit es... und es irgendwie noch 20 Grad Minus werden... (noch hoffe ich, das ich mich verhört habe)
AntwortenLöschenFreuen uns, dass Ihr eine so tolle Zeit erleben könnt!!!!
AntwortenLöschenMit den Berichten sind wir hier in Langenselbold ja auch ein bischen mit dabei. Wir werden morgen (Silvester) ein Gläschen auf Euch und eine gesunde Rückkehr trinken. LG Lore&Dieter