26 November 2012

Hoi An I Vietnam.

Um das Geld für eine Nacht im Hostel zu sparen, hatten wir uns entschieden, den Nachtzug nach Danang zu nehmen, um dann nach Hoi An weiterzureisen. Wir hatten die oberen Betten gebucht, unten hatte es sich bereits ein älteres vietnamesisches Ehepaar gemütlich gemacht. Auf den ersten Blick machte das Abteil den Eindruck, als wenn es für mehr als 3 - 4 Stunden unruhigen Schlafes nicht zu gebrauchen wäre. Dass unsere Mitbewohner bereits um 19.15 Uhr die Äuglein zugemacht haben, hat nicht dazu beigetragen, dass man von einem gepflegten Ausschlafen ausgehen konnte, 14 Stunden braucht in dem Alter kein Mensch mehr. Wir wurden allerdings eines besseren belehrt, Ohropax sei Dank, der werte Herr unter mir hatte sich anscheinend vorgenommen, in einer Nacht den weltweiten Regenwaldbestand niederzumähen, nur mit Kraft seiner Stimme, ich vermute, daher hatte er sich auch schon so früh hingelegt, das wäre sonst wahrscheinlich eng geworden zeitlich. Was die Ohropax nicht verhindern konnten, waren die 5 - 6 Schreckmomente, wenn der Zug fast eine Vollbremsung hingelegt hat, warum auch immer das mitten in der Nacht nötig ist, er wird ja kaum auf ein Stauende aufgefahren sein. Überraschenderweise haben die großzügig bemessenen Geländer von 10 x 50 cm einen tatsächlich vor dem Runterfallen bewahrt. Um 6 Uhr war dann aber dennoch Schluss mit Schafen, da unsere Mitfahrer nach einem ausgiebigen Frühstück (1 Maiskolben, 3 hartgekochte Eier) die aktuellen Geschehnisse aus der Zeitung besprochen und danach in einem gemeinsamen Diskurs geschichtlich eingeordnet haben. Zumindest wenn mich mein Vietnamesisch nicht getäuscht hat. Ich wüsste allerdings auch nicht, was man sich sonst in dem Alter noch in solch einer Epik zu erzählen hätte. Letztendlich war es aber wieder mal eine amüsante Fahrt und wir haben auf jeden Fall deutlich länger und besser geschlafen als erwartet, d.h. nach Hanoi wird's dann auch wieder mit dem Nachtzug gehen.


Auf dem Weg nach Hoi An im Nachtzug.
In Danang angekommen haben sich die Amis wieder mal als Everybody's Darling präsentiert. Offensichtlich war es einem nordamerikanischen Pärchen (Er: etwa 1,90m und 100 Kilo) zu umständlich nach Aufforderung durch eine 40 Kilo - Vietnamesin am Ausgang noch einmal sein Ticket vorzuzeigen. Nachdem die Dame versucht hat, ihn zurückzuhalten (wie man das halt so mit der Statur macht), hat er das nur mit einem rüden Rempler und einem freundlichen "Fuck Off" quitiert. Die sind echt manchmal vom anderen Stern. Mein jetzt aber schon häufiger beobachteter Favorit ist aber, auf die Frage, woher sie kommen, einfach nur "California" zu sagen. Machen wir ab jetzt auch. "Where are you from?" - "Northrhein Westphalia". Und dann wollen wir mal sehen, wer in deutscher Föderalerdkunde aufgepasst hat. Freu ich mich jetzt schon drauf :-)

Wir wurden dann vom Bahnhof per Hostel - Abholservice ins Guesthouse gefahren, und da gabs dann erstmal lecker Tee und Kuchen. Uns wurden auch immer, wenn wir abends nach Hause kamen, kleine Köstlichkeiten gereicht, sehr aufmerksam und nett das Personal da. Hoi An ist primär berühmt für die ungefähr 200 Schneidereien, die einem für ein paar schmale Dollar vom Abendkleid bis zu originalen Nike - Schuhen alles auf den Leib schnitzen. Ansonsten gibts es noch mal die selbe Menge an Restaurants, Bars und Nippes - Lädchen. Seit die Altdtadt zum UNESCO - Weltkulturerbe erklärt wurde, versucht das hier jeder, zu versilbern. Da wir aber loyale Deutsche sind, haben wir jeden Tag im selben Ess - und Trink - Fachgeschäft unsere Nachmittags-Cola oder unser -Bier (für 13 cent das Glas) zu uns genommen. Unsere Fahrräder haben wir auch immer bei der selben Dame gemietet, da weiß man halt woran man ist. Hier gabs dann auch mal wieder einen Strand, an dem man sich sogar Surfboards ausleihen konnte ... Waren 2 schöne Stunden mit viel Paddeln und wenig surfen, hat aber trotzdem Spaß gemacht. Merken aber fürs nächste Mal: Wasser reflektiert scheinbar Sonnenstrahlen und erzeugt einen schönen roten Teng auf dem Rücken. Ach ja, "verarschen" haben wir uns natürlich auch mal wieder: Die Strandverkäuferin war aber auch wirklich nett und hat das deutlich souveräner gemacht, als die Konkurrenz. Da kann man auch ruhig mal 90.000 Dong (bereits aus unserer Sicht knallhart verhandelt) für ein kleines Döschen Tiger Balm bezahlen. Im Hostel hätte es 25.000 gekostet. Nun ja, meine Nackenschmerzen sind jetzt auf jeden Fall weg, und Sarah (vermutlich ihr Undercovername, um das Nachverfolgen schwieriger zu gestalten) hat jetzt auch wieder Geld für ihre 5- und 9 jährigen Töchter.

Die Aktivitäten haben sich in Hoi An dann auch auf das beschriebene beschränkt (Fahrrad fahren, am Strand abhängen und ein nachmittagliches Getränk in einer ausgewählten Lokalität zu sich nehmen), eine kleine Bootsrundfahrt haben wir noch gemacht, bei der wir ein paarmal versuchen durften, ein Fischernetz fachmännisch auszuwerfen, mit ziemlich stümperhaftem Ergebnis.
Hoi An Stadt.

Neben den Schneider-Geschichten ist Hoi An DIE Stadt der Lampions. Die Teile werden an alles gehängt und abends wird so die ganze Stadt beleuchtet.

Der Kleene hat sich ein paar Dong zum Taschengeld dazu verdient. Aber ein Lacoste Shirt an:-)

Fischer bei der Arbeit - so sieht das aus, wenn man das Netz professionell auswirft.

...und so, wenns eher bei nem netten Versuch bleibt.

... Dito - no fish.
Sabrina hat dann auch noch eine Fototour gemacht, mit einem französischen Fotografen (Etienne), den sie in der Stadt wie Brad Pitt angefallen hat, weil sie ihn von einem Flyer wiedererkannt hat. Passiert dem Kollegen sicher auch nicht alle Tage. Da die Tour um 4.45 Uhr morgens gestartet ist, übergebe ich für erste Handinformationen:

Abgeholt wurde ich also um 4.45 Uhr, dann gings erst einmal auf einen Kaffee zum befreundeten Fährmann, der uns hinterher auch übersetzen sollte. Hier wurde relativ schnell klar, dass aus einem Fotokurs eine geführte Fototour werden würde, da die anderen Teilnehmer (Zwei Deutsche aus Düsseldorf, ein Schweizerin und meine Wenigkeit) wirklich überhaupt keinen Plan von tuten und blasen hatten, sollte mir aber auch Recht sein.

Dann gings also los mit dem Boot in ein kleines Dorf in dem der tägliche Fischmarkt stattfindet, d.h. hier kommen die Fischer, die die ganze Nacht auf Tour waren rein, um ihren Fang an den Mann, bzw. in diesem Fall an die Frau zu bringen. Der Mann arbeitet tendenziell in Vietnam wohl nicht soo gerne, sondern stellt sich mit seinen Kumpels auch gerne morgens um 6 schon mal ein paar Kannen rein, während die Frau die dicksten Fische zum kleinsten Preis abzugreifen versucht. Was relativ deutlich wurde, ist, dass wir anscheinend in Bezug auf die erfolgversprechendste Verhandlungstaktik noch nicht annährend assimiliert sind. Wenn hier der Preis einer Partei nicht passte, wurde auch gerne mal eins mit dem Fischkorb auf den Kopf gegeben.

Das Coole war aber, dass wir die einzigen Touristen waren, und dadurch, dass unser Etienne ein sehr gutes Verhältnis zu den Locals hat, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass er sich die Mühe gemacht hat, die Sprache zu lernen, mittem im Geschehen waren, und überall Fotos machen durften, ohne dass direkt die Hand aufgehalten wurde. Die ganzen Locals waren auch alle supernett, und gerade die Kids hatten richtig Bock drauf, zu posieren, und natürlich die Bilder zu sehen oder wahlweise durch wildes auf den Knöpfen rumdrücken zu löschen. Etienne hat uns dann auch nicht versucht uns unbedingt die Technik und Einstellungen einer Kamera zu erklären, sondern eher Bildkomposition und wie man auch einfach mal ganz nah an die Locals ran geht, ohne dass sie sich gestört fühlen.

Hier noch ein paar Fotos der Tour:

Foto-Tour - Auf dem Fischmarkt.

Foto-Tour - Qualitätskontrolle.

Foto-Tour - da werden Micro Shrimps aus dem restlichen Zeug sortiert.

Foto-Tour - zu mir war sie sehr nett! Bei den Verhandlungen hat sie dem Fischer ihren Korb auf den Kopf gehauen, als sie den Preis für überteuert hielt.

Foto-Tour - die Kids sind die ganze Zeit um einen rumgeturnt und wollten Fotos machen und gucken und haben mich die ganze Zeit wie wild auf vietnamesisch vollgeplappert.

Foto-Tour - Warenangebot morgens um 6. 1 kg Fisch hat ca 30 cent gekostet.

Foto-Tour - Diese Kinder sind einfach so putzig und denen macht das so Bock, wenn Du da mit der Kamera rum turnst und sie danach auf der Kamera rumdrücken dürfen und die Bilder einer Qualitätskontrolle unterziehen können.

Foto-Tour - der Kleene war mein Liebling:-)

Foto-Tour - da kam ich zufällig an nem Fenster vorbei und was erspähen meine Augen? Da verdient sich die Familie neben der Fischerei nen schönen Dong zusätzlich dazu - Nebenerwerb Ralph Lauren Polo Shirts:-) Mit original Einnähern, die da säckeweise rumstehen. Aber "very good quality" wurde mir versichert.

Vorsicht Kampfhund! Ich hab mich ja bis jetzt wirklich bemüht nicht so viele Hunde anzufassen und zu streicheln, aber an dem konnte man unmöglich vorbei gehen!

Hoi An hat uns also auf jeden Fall sehr gut gefallen, daher sind wir auch einen Tag länger als geplant geblieben. Morgen nachmittag gehts dann mit dem Nachtzug nach Hanoi. Von dort melden wir uns dann wieder. Hanoi ist laut diversen Quellen die absolute Verarsche - Hochburg, wir sind gespannt, haben aber vorsichthalber schon mal einen Fischkorb zu Vermöblungszwecken eingepackt.

Backo & Sabrina

4 Kommentare:

  1. Supercoole Fotos! Habt ihr auch Aal-Minh getroffen...
    Matze

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  2. Ja sicher-hab Grüße ausgerichtet:-)Aal Minh versucht jetzt sein Glück aber auf dem Hamburger Fischmarkt-weniger Gefahr für Leib und Leben...

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  3. Suuper Bericht..eher eine Reportage...man ist fast dabei..macht Spaß zu lesen
    Sanne

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  4. hach feini, euer reisebericht& die fotos haben mich auf meiner eigenen zugfahrt, die gefühlt ewig gedauert hat, wunderbar unterhalten - dankeschön :) und gleichzeitig hat euer bericht meine bis dahin nervige lage "sechsstündiges, langweiliges herumsitzen in der 1. klasse im ICE" doch in ein etwas annehmbareres licht gerückt ;) danke auch dafür. *b

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