05 Mai 2013

Quito I Ecuador.

Nö, hat natürlich nicht geklappt mit dem Bus, zumindest nicht so wie geplant. In Bocas del Toro Stadt wollten wir eigentlich die Tickets für den Nachtbus kaufen, leider war der ausgebucht. Also mussten wir erst wieder zurück nach David fahren, 4 Stunden lang im Dunkeln mit einem Busfahrer, dem weder sein noch das Leben seiner Fahrgäste sehr lieb gewesen zu sein schien. Dafür gabs statt schlechtem spanischen Schlager dieses Mal die Übertragung des Baseball - Krachers Panama City Vs. Chiriqui, wohlgemerkt ausschließlich den Ton. Alle 5 Minuten gabs eine Werbeunterbrechung mit immer den selben Spots für leckere Pferdefleisch - Mortadella oder die lokale KFZ - Werkstatt. Ich find ja jetzt auch schon eine deutlich spannendere Sportart wir Fußball übers Radio nur so mäßig interessant, aber Baseball? Das ist ja schon mit visueller Komponente einschläfernd langweiliger Quatsch - abgesehen davon, dass ich es bedenklich finde, wenn sich die Athleten körperbaulich nicht von den biertrinkenden und Frittiertes verspeisenden Zuschauern unterscheiden - aber im Radio??? Aber, und darauf bin ich sehr stolz: Ich hatte meinen ersten Small - Talk auf Spanisch auf just dieser Fahrt. Neben mir saß ein etwa 50 jähriger Mann mit seinem kleinen Sohn auf dem Schoß und wir haben uns angeregt unterhalten, soweit das mit 10 Wörtern im aktiven und 12 im passiven Wortschatz möglich war. Er weiß jetzt, dass ich aus Deutschland komme, nicht verheiratet bin und keine Kinder habe. Er könnte mich bei Gericht, oder bei Barbara Salesch, zumindest bei der Abfrage meiner Eckdaten also bereits vertreten. Auf der anderen Seite konnte ich in Erfahrung bringen, dass er 8 (!) Kinder hat und es auch für ihn mit dem Expressbus nach Panama Stadt gehen würde. Was sich jetzt in zwei Sätzen runterschreiben lässt, hat natürlich in Echtzeit gute 10 Minuten gedauert.

Die Nachtfahrt nach Panama war dann auch nach 6,5 Stunden vorbei und jetzt mussten wir nur noch vom Busterminal zum Flughafen kommen. Wir haben uns die 22 Dollar für das Taxi dieses Mal gespart und sind für 25 Cent mit dem Bus gefahren. Ihr erinnert euch, in die andere Richtung war das nicht möglich, da man eine Metrokarte braucht, und es die am Flughafen nicht zu erwerben gibt. Ob das Sinn macht oder nicht, oder ob es hier sogar mafiaartige Strukturen innerhalb der Taxifahrerbranche gibt? Man weiß es nicht.

Jetzt mussten wir ja nur noch 8 Stunden am auf 15 Grad runtergekühlten Flughafen ausharren und dann gings schon los in den Flieger. Was jetzt an geschmeidigen 20 - 22 Grad falsch ist, haben wir leider noch nicht rausfinden können. Kurz vor Abflug konnten wir aber noch die erste Halbzeit vom Dortmund - Madrid Spiel gucken, wie ungefähr die Hälfte der Flughafenangestellten, irgendwie waren wir aber die einzigen Zwei, die dem BVB die Daumen gedrückt haben.

Am Flughafen in Quito wartete Fabian schon auf uns, um uns mit dem Taxi zu unserem Hostel zu fahren. Der hat uns noch ein paar gute Tipps für unseren Aufenthalt in Quito gegeben und uns sicher an unsere Bleibe abgesetzt. Also alles in allem ein ganz schöner Affenritt (der insgesamt von der Karibik in Panama bis Quito-Hostel fast 30 Stunden gedauert hat), aber dafür gab es 1,5 Tage mehr am Strand...

Am nächsten Morgen haben wir uns zuerst am Frühstücksbuffet gestärkt um dann die Stadt zu erkunden. Eigentlich wollten wir auch mal ein paar Reisebüros abklappern, hatten aber vergessen, dass am Tag der Arbeit auch hier nicht gearbeitet, sondern primär demonstriert wird. Das war aber auch ganz witzig.

Quitos Altstadt ist mal wieder ein UNESCO Weltkulturerbe...Und auch dieses Mal wurden wir nicht enttäuscht. 

Allerdings war am 1.5. da mächtig was los und vor lauter Demos sind wir gar nicht richtig dazu gekommen uns da alles genau anzuschauen...

...das holen wir dann eventuell vor dem Rückflug noch nach, wenn wir wieder in Quito sind.

Aber es war total schön da am 1.5 mit der Menge mitzulaufen.


Die indigene Bevölkerung in Quito kam in den traditionellen Outfits und das sah echt super aus!
Außer, dass wir natürlich nicht 100% alle Schlachtrufe nachvollziehen konnten...Aber man hat auch ohne fließende Spanisch Kenntnisse verstanden worum es ging.

Wir freuen uns schon darauf wieder zu kommen, Quito hat uns echt gut gefallen.

So sieht es hier jeden Nachmittag ab 4 aus. Morgens ist es richtig warm und schön und jeden Mittag um 4 geht's los. 
Leider sind wir in der Menge das erste Mal Opfer eines Taschendiebs geworden. Der Rabauke hat mir doch tatsächlich das wichtigste geklaut, was wir besitzen. Das Last Minute Spanisch - Buch ... einfach aus der Seitentasche meiner Buchse stibitzt. Im Nachhinein wär es mir wohl fast egal gewesen, wenn ich sein Gesicht hätte sehen können, als er in einem stillen Eckchen seine Beute begutachtet hat. Vermutlich ein prall gefülltes Touristen - Portemonnaie erwartend hat er sicher ziemlich dämlich aus der Wäsche geguckt, dass er jetzt ein Deutsch - Spanisch Wörterbuch sein eigen nennen durfte. Na ja, dümmer wird er dadurch auch nicht.

Man meint ja nicht, dass bei so einer Polizeipräsenz ein Spanisch Buch wegkommt:-)
Nebenbei haben wir aber noch einiges der Altstadt sehen können, und die ist wirklich sehr schön, mit jeder Menge Kirchen und schönen Plätzen. Abends haben wir dann noch mit ein paar Leuten aus England gequatscht, die gerade von den Galapagos - Inseln zurückgekommen waren, und total geschwärmt haben. Zwei von denen reisen gerade für 2 Jahre durch die Gegend, ohne zwischendurch zu arbeiten wohlgemerkt, keine Ahnung, wie viel Geld man dafür sparen muss, besonders da die jetzt auch nicht so supersparsam unterwegs sind, wie der Galapagos - Trip und das konsumierte Bier zeigten. Zwei Mädels aus Kanada saßen auch noch mit dabei, und die hatten just an diesem Tage ihren Trip gebucht, und zwar im direkt ans Hostel angeschlossene Reisebüro.

Da sind wir dann am nächsten Morgen als erstes hin. Wir hatten zuvor bereits intensive Recherche im Internet betrieben, aber das Angebot was wir dort bekommen haben, und was auch Amber und Jessica aus Kanada gebucht hatten, sagte uns durchaus zu. 6 Tage auf einem Segelboot, 4 verschiedene Inseln und einige coole Schnorchelspots auf dem Weg, von denen wir schon viel Gutes gehört hatten. "Jetzt müssen wir ja nur noch bezahlen", dachten wir uns in freudiger Erwartungen. Da aber Galapagos nicht Malle ist belief sich die Rechnung auf über 3000 Dollar. Kreditkarte fiel raus, da uns 12%  Gebühren dann doch ein wenig happig erschien. Abheben kann man hier am Automaten aber höchstens 300 Dollar am Tag. Der Kollege im Reisebüro gab uns aber den Tipp, bei einer der großen Banken nach einem Cash Advance zu fragen. Ja, das geht wohl, aber nur 1000 Dollar am Tag. Wir also noch zu einer zweiten Bank, da gab es noch mal 1000, die dritte wollte aber eine Kopie unseres Passes und die Dame war nicht gewillt, diese eben mit dem direkt neben ihr stehenden Kopierer selbst anzufertigen. Wir würden also am nächsten Tag noch mal wiederkommen müssen. Wenn das in jedem Land so schwierig wäre an Geld zum Ausgeben zu kommen, dann wäre aber Essig mit dem wirtschaftlichen Aufschwung, da würde ich meine Kohle auch bei 0,01% auf dem Girokonto vermodern lassen. Da könnten sich die Schildkröten in Galapagos aber mal schön nen anderen Spielkameraden suchen. Noch schlechter ergangen ist es übrigens dem deutschen Pärchen, das wir in der ersten Bank getroffen hatten, die waren ausschließlich mit ihrer Maestro - Bankkarte in Ecuador angereist, und damit bekommt man hier außer einem müden Lächeln gar nichts. Keine Ahnung, wie die jetzt weiter vorgehen, aber das stell ich mir etwas unentspannt vor. Und auch wenn wir jetzt vielleicht auf unserem Trip oder bei der Planung desselbigen auch das ein oder andere Mal sicher schlauer hätten agieren können, ist das schon noch nen Ticken dämlicher. Zumal die zwei Spezies kein Spanisch und auch nur unzureichend Englisch sparen. Na ja, vielleicht durften sie wenigstens ne Nacht in der deutschen Botschaft schlafen.

Am nächsten Tag sollte es dann endlich an den Äquator gehen, nicht ohne vorher noch einmal zur Bank zu tigern und die restliche Kohle zu holen. Dann war das Thema aber auch erledigt und los gings mit dem Bus, Amber und Jessica hatten sich uns angeschlossen, damit man sich schon mal aneinander gewöhnt, auf dem Schiffchen kann man sich ja schwer aus dem Weg gehen. Mit dem Äquator war gar nicht mal so einfach, man geht ja davon aus, dass es davon nur einen geben sollte, aber mitnichten. Zuerst sind wir also nach La Mitad del Mundo, das sieht ein bisschen aus wie das Phantasialand, minus der Fahrgeschäfte aber plus einer Linie, die die Erde in zwei gleichgroße Hälften teilt.

Die vermeintliche Mitte der Erde und das Phantasieland drumherum.

"Die Mitte der Erde".

Ja gut...Dann kann einem ja nichts passieren.
Allerdings hat der bekloppte Franzose sich da ein bisschen vermessen, so dass wir jetzt 240 m vom richtigen Äquator entfernt unsere typischen Touri - Fotos gemacht haben.

Das hatte ich mir ja schon vor der Reise vorgenommen...


Der Schatten beweist es- gleichzeitiges Dasein auf der Nord- und auf der Südhalbkugel.
Aber ich mach dem jetzt mal keinen Vorwurf, 1736 hätte ich mich da unter Umständen auch um ein, zwei Zentimeter vertan. Danach sind wir also noch zum Museo Solar Inti Nan, da gabs dann den richtigen Äquator, auf dem die lustigen indigenen Kollegen schon vor 1000 Jahren, lange vor dem Franzacken, ihre Gebäude gebaut hatten.

Solar Inti Nan.

Tadaaa und hier der echte Nullpunkt.

Der Klassiker.
Unser Guide hat uns dann lustige Experimente zur Coriolis - Kraft gezeigt. Ob die jetzt alle einer physikalischen Überprüfung stand halten würden, bezweifel ich, aber die waren sehr unterhaltsam.

Unser mega netter Guide im Äquator-Museum, der uns physikalisch wieder auf den aktuellsten Stand gebracht hat.

Jetzt wissen wir auch wie wir die Sonnenuhr zu lesen haben.

Diversen lustigen Experimenten mussten wir uns unterziehen...

...und können mit Stolz verkünden: Wir haben ein Zertifikat erhalten. Wir sind jetzt offiziell Egg-Master!

Man qualifiziert sich zum Egg-Master indem man es schafft, dass Ei auf dem Nagel zu platzieren.

Dieses Mal, die ganz echte und wirkliche Mitte.
Außerdem hat er uns noch Schrumpfköpfe, den Amazonas - Penisfisch (die sind ganz schön groß, meiner Meinung nach viel zu groß für einen Standardpenis) und viel Zubehör einer durchschnittlichen indigenen Familie gezeigt.

Der ominöse "Drogenkaktus". Auf mein Nachfragen hat unser Guide nur gemeint er würde es ja gerne mal versuchen, hat er sich bis jetzt aber noch nicht getraut...

Ein echter Schrumpfkopf - ziemlich fies das Teil. Vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass die Stämme am Amazonas das immer noch praktizieren.
Abgesehen davon, dass das ziemlich interessant war, war unser Fremdenführer auch ein sehr lustiger Vogel. Sehr kurzweilige Unterhaltung also und sehr zu empfehlen. Nach so viel Kultur hatten wir uns dann die ecuadorianische Wagenradpizza vom Maffiaschindelbäcker nebenan auch redlich verdient.

Samstag konnten wir dann endlich nach Otavalo auf den Markt, darauf hatte sich Sabrina gefühlt ein halbes Jahr gefreut. Die beiden Kanadierinnen waren auch wieder dabei, Baujahr 1992 übrigens, die mussten wir ein bisschen an die Hand nehmen, sonst hätten die vermutlich weder den Äquator noch den Markt gesehen. Auf der Busfahrt nach Otavalo sind dann wieder diverse fliegende Händler eingestiegen, einer davon offerierte die interessante Kombination aus Schokolade und Käse, zumindest hatten wir "Chocolate con Queso" verstanden. Was ich dann bekam sah aber mehr nach gekochtem Mais mit ziemlich dicken Bohnen und Schafskäse aus. "Choclo con Queso" hört sich aber auch wirklich ähnlich an. Wenn man Schokolade erwartet und Mais mit Bohnen bekommt, ist eine objektive Bewertung des Geschmacks aber durchaus schwierig. Ich würde es mal mit einem neutralen "macht auf jeden Fall satt" versuchen.

Auf dem Markt gabs dann alles von Obst, über diverse Fressstände bis zu viel Handwerkskunst aus Garn, Holz und Leder und natürlich die obligatorischen Holister, Pama und Adidus - Klamotten.

Der Markt war riesig...

...hier gab es wirklich mal wieder alles.

Den Teil mit dem Tierhandel am ganz frühen morgen haben wir allerdings verpasst.

Hüte, Hüte, Hüte und natürlich jede Menge "Panama" Hüte.



So schön bunt ist es hier überall...


So ein selbstgehäkelter Hut steht auch schon den Kleinsten.

Litschis - Lecker.
Die Mädels sind schier durchgedreht, nach einer großen Runde kamen sie dann auf die Idee, sich alle ein bisschen Faden und  Perlen ins Haar spinnen zu lassen.

Ich konnte gerade noch verhindern, dass der Hut Gegenstand der Verhandlung geworden ist.

Endlich! hab ich es:-) Auf das Teil hatte ich es schon diverse Monate abgesehen und wusste nicht wo ich es her bekomm...
Das dauert natürlich seine Zeit, danach hatte ich erst mal genug von Panflöte, da das sich direkt dahinter befindliche Musikfachgeschäft die CD "Evergreens neu interpretiert - Julio Jaramillo panflötet sich durch 4 Jahrzehnte Musikgeschichte" auf Dauerrotation hatte. Gekauft hätte ich dann um ein Haar trotzdem eine, das ist fast wie Teleshopping - die Mojave - Sonnenbrille hätte ich damals nach einstündiger Beschallung auch fast gekauft. Ganz schlimme Gehirnwäsche.

100 Dollar hatten wir uns als Limit gesetzt, eine genaue Aufteilung auf die Mitglieder unserer Reisegruppe hatten wir nicht vorgenommen. Gekauft haben wir am Ende einen Gürtel, eine Handtasche, eine Hängematte, ein Armband und ein Hippiehaarband. Was jetzt für wen war? Da kommt ihr sicher von selbst drauf.
 


Morgen werden wir dann um 4.40 Uhr abgeholt, und dann geht's ab nach Galapagos, wenn wir nicht vom Hammerhai kaputtgehämmert werden, melden wir uns danach dann hoffentlich mit einigen Knallerbildern und -geschichten wieder.  

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