31 Juli 2013

Rückreise.

So, zum gefühlt 10ten mal versuche ich jetzt, unseren letzten Eintrag zu verfassen. Immer wieder muss ich den ersten Satz anpassen. 4 Wochen...6 Wochen...Nein, ziemlich genau 2 Monate ist es jetzt her, dass wir wieder deutschen Boden betreten haben. Und die Zeit ist wie im Fluge vergangen, so dass ich erst von einem treuen Leser darauf aufmerksam gemacht werden musste, dass es ja eine Frechheit wäre, den Reiseblog nicht mit einem Abschlussbericht zu beenden. Recht hat er. Ich muss zu meiner Verteidigung allerdings auch sagen, dass ich sehr wohl bereits vor unserem Rückflug an einem Abschlussbericht gefeilt hatte. Daher werde ich den hier einfach mal einstellen, und an den richtigen Stellen editieren und ergänzen. Los gehts also mit einer kurzen Reise in die Vergangenheit (also dem Tag vor unserem Rückflug)

"Richtig gecheckt, dass es jetzt nach Hause geht, habe ich eigentlich erst heute morgen. Und auch wenn man sich in den letzten Tagen auch wieder auf Sachen und vor allem Menschen daheim gefreut hat, überwiegt für den Moment doch die Trauer. "Ging das schnell rum", hört man sich selber und vor allem die Daheimgebliebenen sagen, aber ist das wirklich so? Man hat so viel erlebt und so viel gesehen und wenn wir jetzt zurückdenken an Südostasien oder Neuseeland kommt einem das eine Ewigkeit her vor. Ein bisschen Trauer ist sicher angebracht, aber vor allem sollte man sich doch darüber freuen, dass man so etwas überhaupt erleben durfte. Auch wenn die Weltreisenden - Dichte in unserem unmittelbaren Umfeld recht hoch ist, ist dies wohl nicht repräsentativ für den bundesweiten Durchschnitt. Obs am Geld, dem Elan oder auch einfach nur der Traute fehlt, sein sicheres Umfeld für einige Zeit gegen die Unsicherheiten des Rucksacktourismus einzutauschen, am Ende bleibt so eine Weltreise für viele dann wahrscheinlich doch nur ein Traum.
Was eigentlich schade ist, denn neben den vielen großartigen Eindrücken bekommt man sicher auch noch einmal eine andere Sicht auf die Welt, und was im Leben wichtig ist bzw. was man vielleicht auch selber tun kann, um diese Welt zu erhalten. Wir hoffen, dass man dann auch die vielen guten Vorsätze umsetzt und nicht wieder in den alten Trott verfällt.

Gestern haben wir als Abschluss mal unsere Statistiken auf den neuesten Stand gebracht und wenn man die nackten Zahlen sieht, wird einem noch einmal mehr bewusst, dass es sich hier um 7 Monate Ausnahmezustand handelt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals in 7 Monaten 40 Bücher gelesen habe. Auf der anderen Seite bin ich mir ziemlich sicher, dass ich auch noch nie im selben Zeitraum 16.000 Euro ausgegeben habe. Aber wir weinen keinem Euro nach, außer vielleicht den 700 für den Flug, den wir aufgrund eigener Blödheit zusätzlich kaufen mussten und den 6 Euro für die Seidenkrawatte. Ein bisschen Lehrgeld gehört aber zu solch einer Reise wohl auch dazu.

Alle Zahlen haben wir auch noch einmal in zwei Grafiken zusammengefasst, für alle die unseren Blog nicht oder nur sehr unregelmäßig verfolgt haben, bietet sich hier also die Möglichkeit, in aller Kürze eine Zusammenfassung zu erhalten, und dann in einem Sechs - Augen - Gespräch nicht ganz so doof dazustehen"



Soweit also die Stimmung direkt vor dem Rückflug. Würde ich auch weiterhin so unterschreiben. Allerdings bin ich mir mittlerweile nicht mehr sicher, ob das mit dem Blog so eine gute Idee war, da dieser von vielen Leuten dann wohl doch relativ regelmäßig verfolgt wurde, hat original keine Sau gefragt, ob Er/Sie mal Fotos sehen kann, auch Geschichten unterlagen nicht wirklich einer starken Nachfrage. Egal, erzählt haben wir sie dann und wann natürlich trotzdem.

Das war aber mitunter sicher auch ein Grund, warum man unfassbar schnell wieder in der Heimat angekommen war. Ein anderer war mit Sicherheit auch, dass sich hier in 7 Monaten nun mal auch einfach nicht so viel verändert hat. OK, der Tausendfüßler wurde dem Erdboden gleich gemacht, aber während wir mit Elefanten geritten und Nahtoderfahrungen auf einem Vulkan erlebt haben, ist hier höchstens die Servicequalität zurückgegangen. Dies möchte ich an einem Beispiel erläutern. Bei meinem ersten Einkauf wollte ich mit meiner EC - Karte bezahlen - Risiko war schon immer mein zweiter Vorname, ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass der Dispo hält - und hielt der Dame wie ich es gewohnt war, das Plastikgeld hin, um es von ihr fachmännisch in das Lesegerät einführen zu lassen. Die Piktogramme, die die korrekte Einschubrichtung illustrieren, waren nämlich für mich schon immer ein Buch mit sieben Siegeln. Unterstützung heuchelnd, sind sie doch nur dazu da, die arglosen Kunden dem sensationsgeilen Publikum in Form der Kassenschlange zum Fraß vorzuwerfen, wenn sie ihre Unzulänglichkeiten im Bereich des Karteneinschubs offenbaren müssen. Aber nichts war, als wenn es schon seit 100 Jahren so wäre, schaut sie mich an, als wenn ich ein Neandertaler wäre, der mit den Stoßzähnen seines gerade erlegten Säbelzahntigers Warentausch betreiben möchte. "Da müssen Sie reinstecken", sagt sie, auf das Lesegerät zeigend und auf korrekten und vollständigen Satzbau scheißend. "ICH WEIß", möchte ich schreien, "ICH WEIß NUR NICHT WIE RUM". Schweißgebadet geh ich im Kopf die Wahrscheinlichkeit durch, auf Anhieb richtig zu liegen. Ich kann mich mit mir selber nicht einigen, da die mathematische Seite meines Gehirns nicht ganz zu Unrecht argumentiert, dass es unendlich viele Möglichkeiten gäbe, die Karte Richtung Schlitz zu bewegen, und es in meinem derzeitigen Zustand nicht auszuschließen ist, dass ich es hochkant versuche. Natürlich klappt es nicht beim ersten Mal, aber ein letzter Funke Serviceorientierung steckt dann doch noch in der Verkäuferin, und sie geht mir zu Hand, schaut mich aber dabei an, als wenn ich es nicht weiter als bis zum Grundschulabschluss gebracht hätte, und auch das nur auf dem zweiten Bildungsweg. "Hier geh ich auch nicht mehr einkaufen", dachte ich noch so bei mir, annehmend, dass es sich hier um einen Einzelfall handeln müsste. Aber weit gefehlt, der gesamte Einzelhandel scheint sich kartellartig zusammengerottet zu haben. Ich muss mich sehr wundern, dass da keine Behörde einschreitet, ich bezahl seit dem auf jeden Fall nur noch in Bar.

Ansonsten muss man aber sagen, dass sonst alles zu unserer Zufriedenheit gelaufen ist. Einen neuen Job hatte ich ja bereits aus Costa Rica klar gemacht, die neue Wohnung hatten wir nach zwei Wochen, so dass wir diese auch noch in Ruhe und soweit es das gebeutelte Bankkonto hergab einrichten konnten.

Witzigerweise läuft gerade auf Phoenix eine Reportage über Ecuador, das lässt einen dann doch noch einmal in Erinnerung schwelgen. Nichtsdestotrotz, wenn jemand mal Lust hat auf einen Dia-Abend, wären wir sicher nicht abgeneigt.

Zum Schluss bleibt uns nur zu sagen, dass uns die Erstellung des Blogs einen Riesenspaß gemacht hat, und wenn man den Kommentaren und Aussagen nach unser Rückkehr Glauben schenken darf, hat auch der ein oder andere von Euch seine Freude gehabt. Zebresel bleibt natürlich auch weiterhin online, vielleicht setzen wir die Reise ja eines Tages fort. Und in der Zwischenzeit könnte es durchaus sein, dass es zumindest von unseren zwei Begleitern neues Material gibt, die haben nämlich richtig Lunte gerochen. Also schaut einfach mal ab und an hier vorbei, oder bleibt beim Newsletter angemeldet.

In diesem Sinne verabschieden wir uns vorerst bei unseren treuen Lesern, schön, dass ihr dabei wart. Schön wars gewesen.